
Wie viele langjährige Karateka wissen, verbessern sich durch das Erlernen einer Kampfkunst viele physische Leistungsfaktoren, wie Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination. Permanentes Techniktraining, gekoppelt mit methodischen Trainingsinhalten, bringt Karatesportler bereits nach kurzer Zeit dahin, bewusst eine andere Körperwahrnehmung zu empfinden. Davon berichten Karateka jeden Alters. Als Sportphysiotherapeut und langjähriger Karateka möchte ich an dieser Stelle das tägliche Karatetraining einmal unter therapeutischen und trainingswissenschaftlichen Aspekten des Gesundheitssports beleuchten. Ist Karate ein Gesundheitssport?
In der Fachliteratur werden für einen Gesundheitssport insbesondere die folgenden Ziele genannt (Bös und Brehm, 1999):
- Gesundheitswirkungen
- Stärkung der physischen und psychosozialen Ressourcen
- Minderung von körperlichen Risikofaktoren und
- Bewältigung von Beschwerden und Missbefinden
- Verhaltenswirkungen, durch Bindung an gesundheitswirksame sportliche Aktivitäten und Verhaltensweisen
- Verhältniswirkungen durch Institutionalisierung der gesundheitsorientierten Sportprogramme, des Zugang für interessierte Sportler, der Übungsleiterausbildung und des fachlichen Informationsaustausches.

Während der Punkt 2 durch das Karatetraining zu festen Trainingszeiten in der Gemeinschaft eines Karatevereins gegeben ist und Punkt 3 durch die Strukturen der Karate-Landesverbände und des Deutschen Karate Verbandes sichergestellt wird, soll hier vor allem der Punkt 1 von Interesse sein.
Bei akuten Erkrankungen des Bewegungsapparates wird der Weg zum Arzt unerlässlich sein, der in der Regel eine physiotherapeutische Behandlung verschreiben wird. Insbesondere muskuläre Probleme und die damit verbundenen Folgen wie Verspannungen, Fehlstellungen und Schmerzen führen Patienten oft zu mir in die Praxis. Langfristig kann Sport aber vielen Beschwerden schon im Ansatz entgegenwirken. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass jede Sportart und jede Bewegung geeignet ist, diesen Krankheitsbildern vorzubeugen. Eine Kampfkunst wie Karate spricht darüber hinaus systematisch vier Ansätze an, die auch als physiotherapeutische Therapieansätze bei entsprechenden Erkrankungen gewählt werden.
- Dehnung und Kräftigung der Muskeln
- Aktivierung der sensomotorischen Fähigkeiten
- Verbesserung der Koordinationsfähigkeit
- Verbesserung der allgemeinen Kondition